Praxisbeispiele

Monique Naef

AKZEPTANZ DER GEFÜHLE UND DIE ‘WARME DUSCHE’ MACHEN KINDER STARK

Ein Praxisbeispiel aus der Kindergartenarbeit zur Förderung von Selbständigkeit und Selbstverantwortung*

Vater: «Beeil dich, wir sind spät dran!»
Nora: «Ich bin noch müde, ich mag nicht.»
Mutter: «Sei stark und mach vorwärts!»
Nora: «Ich kann den Reissverschluss nicht schliessen, er klemmt!»
Vater: «Streng dich an, wir müssen gehen.»
Nora: «Ich bin soweit, tschau Mami.»
Mutter: «Tschau, sei brav im Kindergarten und bring mir wieder die schönste Zeichnung
nach Hause!»

In diesem kurzen Gespräch sind der 4jährigen Nora von ihren Eltern erzieherisch gemeinte Aufforderungen vorgeschrieben worden. Diese Verhaltensweisen versucht das Kind zu erfüllen, um von den Eltern für ok gehalten zu werden. In diesem Beispiel hat das Kind alle fünf Antreiber («mach schnell», «sei stark», «streng dich an», «machs andern recht» und «sei perfekt») erfüllt. Mit den Antreibern versucht ein Mensch, das Gefühl nicht zu genügen mit dem entsprechenden Verhalten zu korrigieren. Beispielsweise hat Nora gelernt, dass sie «nur» für die schönste (perfekte) Zeichnung Anerkennung erhält. Die meisten Menschen haben einen bevorzugten Antreiber, ihren Primärantreiber. >weiterlesen…